Seit 2002 stagniert der Frauenanteil im Bundestag. Die Bundestagswahl 2017 führte sogar zu einem starken Rückgang, der auf den Eintritt der AfD in den Bundestag zurückzuführen ist: Mit 10,6 Prozent Frauen hat die AfD den niedrigsten Frauenanteil aller Bundestagsfraktionen und senkt dadurch den Durchschnitt im Bundestag.
Diagramm
Text
Frauen- und Männeranteil (Geschlechterverteilung) im 19. Deutschen Bundestag
Anteil weiblicher und männlicher Abgeordneter:
- Frauen: 31,4 % (223 Abgeordnete)
- Männer: 68,6 % (486 Abgeordnete)
Insgesamt 709 Abgeordnete. Stand: Januar 2021. Quelle: Deutscher Bundestag/Kürschner Volkshandbuch. Diagramm: www.bundestagswahl-2021.de
Zwischen 1949 und 1982 blieb der Frauenanteil im Bundestag relativ konstant und stets unter zehn Prozent. Der Einzug der Grünen in den Bundestag nach der Bundestagswahl 1983 initiierte nach mehr als 30 Jahren eine Veränderung, die zu 20 Jahren Fortschritt führte.
Erst die Einführung von Frauenquoten bei einzelnen Parteien führte zu einer spürbaren Erhöhung des Frauenanteils im Bundestag:
- Vor der Bundestagswahl 1987 beschlossen die Grünen die Mindestparität für alle grünen Gremien und Wahllisten, damals ein Novum.1 Als direkte Konsequenz sprang der Frauenanteil im Bundestag um 5,6 Prozentpunkte in die Höhe auf 15,4 Prozent.
- Vor der Bundestagswahl 1990 führte die SPD eine 33-Prozent-Quote und die PDS (später Die Linke) eine „50-prozentige Mindestquotierung“ ein.2 Als Folge davon stieg der Frauenanteil um mehr als fünf Prozentpunkte auf 20,5 Prozent.
- Vor der Bundestagswahl 1994 erhöhte die SPD ihre „Geschlechterquote“ auf 40 Prozent.3 Daraufhin stieg der Frauenanteil im Bundestag um weitere 5,7 Prozentpunkte auf 26,2 Prozent.
- Vor der Bundestagswahl 1998 führte die CDU ein Frauenquorum (eine abgeschwächte Form der Frauenquote) von einem Drittel ein. Dadurch stieg der Frauenanteil im Bundestag noch einmal sprunghaft an und erreichte 30,9 Prozent.
Stagnation des Frauenanteils und Aussichten für die nächste Bundestagswahl
Seit 2002 stagniert der Frauenanteil im Bundestag. Die Bundestagswahl 2017 führte sogar zu einem starken Rückgang, der auf den Eintritt der AfD in den Bundestag zurückzuführen ist. Zu Beginn der Legislaturperiode waren nur zehn von insgesamt 94 AfD-Abgeordneten weiblich (10,6 Prozent).4 Somit hat die AfD den bei Weitem niedrigsten Frauenanteil aller Bundestagsfraktionen und senkt dadurch den Durchschnitt im Bundestag.
Die Aussichten auf einen Anstieg des Frauenanteils im Bundestag nach der Bundestagswahl 2021 sind gering. Ohne neue oder erhöhte Frauenquoten bei den Parteien wird der Frauenanteil im Bundestag wohl weiterhin stagnieren.
Lesen Sie auch:
Werbung
- Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung, 30 Jahre Grüne Frauenpolitik – Mission erfüllt?, 19.04.2013
- Quelle: Melanie Werner, Gesetzesrecht und Satzungsrecht bei der Kandidatenaufstellung politischer Parteien, 21. Juli 2010, Seite 150–152
- Quelle: Geschichtswerkstatt in der SPD Schleswig-Holstein, Geschlechterquote, abgerufen am 06.03.2018
- Nach dem Rücktritt von Frauke Petry und Mario Mieruch aus der Bundestagsfraktion im Oktober 2017 sind 9 von 93 AfD-Abgeordneten weiblich (nur noch 9,7 Prozent Frauen).